König Fußball in der Türkei.
England mag das Mutterland des Fußballs sein. Diesen Titel können sie auch gerne haben. Konservativ und in die Jahre gekommen. Der pubertierende Sohn dieser Mutter ist die Türkei. Emotional und Laut. Wie sehr, zeigt sich überdeutlich sobald es um den Sport mit dem runden Lederball geht. Fußball wird hier gelebt. Es kann passieren das man durch eine Stadt läuft und sich wundert wo denn alle Menschen sind. Zwei Gründe sind dann möglich: Entweder es handelt sich um eine Touristenstadt im Winter. Oder ein Derby der Istanbuler Fußballteams steht vor der Tür. Dann treffen sich die Menschen in Liga-TV Cafés und blicken zusammengepfercht auf einen überdimensionalen Flatscreen. Fällt ein Tor, oder es wird eine Großchance vergeben, hört man dies auch noch mehrere Straßen weiter. Diese Begegnungen sind ein Großereignis, das schon Tage zuvor mit Spannung erwartet wird.
England mag das Mutterland des Fußballs sein. Diesen Titel können sie auch gerne haben. Konservativ und in die Jahre gekommen. Der pubertierende Sohn dieser Mutter ist die Türkei. Emotional und Laut. Wie sehr, zeigt sich überdeutlich sobald es um den Sport mit dem runden Lederball geht. Fußball wird hier gelebt. Es kann passieren das man durch eine Stadt läuft und sich wundert wo denn alle Menschen sind. Zwei Gründe sind dann möglich: Entweder es handelt sich um eine Touristenstadt im Winter. Oder ein Derby der Istanbuler Fußballteams steht vor der Tür. Dann treffen sich die Menschen in Liga-TV Cafés und blicken zusammengepfercht auf einen überdimensionalen Flatscreen. Fällt ein Tor, oder es wird eine Großchance vergeben, hört man dies auch noch mehrere Straßen weiter. Diese Begegnungen sind ein Großereignis, das schon Tage zuvor mit Spannung erwartet wird.
Doch genau dies ist das Problem des Fußballs in der Türkei. Eigentlich gibt es nur drei Mannschaften. Besiktas, Galatasary und Fenerbahce. Alle aus der Stadt am Bosporus. Der Rest spielt nur in der ersten Liga damit es nicht jede Woche zu einem Derby kommt und somit die Menschen einem normalen Alltag nachgehen können. Egal wo man hinkommt, oder mit wem man spricht, früher oder später geht es um Fußball. Fragt man dann welches Team sie unterstützen, wird voller Stolz eines der drei Teams genannt. Selbst wenn die eigene Stadt ebenfalls einen erstklassigen Fußballclub beherbergt. Das mag nun übertrieben klingen und doch ist es mir in der Türkei überall so ergangen. Mit zwei Ausnahmen:
Die erste Ausnahme ist Izmir. In dieser Stadt gibt es, seit einigen Jahren, keinen Verein der in der ersten Liga spielt. Vielleicht gerade deshalb herrscht dort eine ausgeprägte Rivalität zwischen zwei Teams aus der zweiten Liga. Karsiyaka SK und Göztepe A.S.. Karsiyaka ist ein Stadtviertel, das an der gegenüberliegenden Bucht von Aslancak und Göztepe liegt, welche wiederum das Zentrum Izmirs darstellen. Und so geben sie sich selbst den fragwürdigen Titel: Die vom anderen Ufer. Ich vermied es möglichst deren Unterstützer, die mir dies erklärten, auf die deutsche Bedeutung hinzuweisen. Vor allem da mir dieser Verein durch seine Underdog Rolle in Izmir sehr sympathisch ist. Die Situation kann mit der in Hamburg verglichen werden. Wie die Fans von St. Pauli gelten die Karsiyaka Unterstützer als, gelinde gesagt, etwas Autonom. Straßenschlachten mit der Polizei sollen schon mal vorkommen.
Diese beiden Vereine Izmirs stellten 1981 einen, bis heute gültigen, Weltrekord auf. Über 80.000 Menschen besuchten damals ein Spiel zweier Zweitligisten. Noch immer zählen die Begegnungen dieser beiden Mannschaften zu den größten Derbys weltweit. Und vor kurzem war es wieder soweit. Da befürchtet wurde es könne zu Ausschreitungen kommen, wurden Transparente mit Schmähungen des Gegners verhindert. Karsiyaka Fans umgingen dies jedoch mit einer großen Plane, auf der ein Barcode abgebildet war. Neugierig zückten die Göztepe Fans ihre Smartphones und bekamen, sofern Barcode-App vorhanden, folgende Nachricht aufs Display: Sohn einer H***. In mehreren Sprachen. Sagte ich schon das mir Karsiyaka sehr sympathisch ist?
Die zweite Ausnahme ist ein Verein von der Schwarzmeerküste, zu deren Unterstützern ich mich inzwischen selbst zähle. Trapzonspor. Schon vor Beginn meiner Reise mochte ich diesen Verein. In der Championsleague hatten sie Inter Mailand besiegt und damit einem eingefleischtem Fan des FC Bayern eine große Freude bereitet.
Ein Trikot von Trapzonspor kaufte ich mir in Antalya. Das ist eigentlich eine Geschichte für sich. Wie immer hatten die Ladenbesitzer nur Istanbul Trikots vorrätig und fragten verwundert, warum ich denn eines von Trapzonspor wolle. So lief ich von Laden zu Laden ohne fündig zu werden. Als ich enttäuscht den Rückweg antrat stoppte mich einer der Ladenbesitzer, denen ich vorher schon auf die Nerven gegangen war. Er hatte, scheinbar aus irgendeinem Keller, ein Trikot hervorgezaubert. Der Preis war nach Verhandlung gut. Es ist nicht aus der aktuellen Saison, was er mir aber weismachen wollte. Hätte ich geahnt wie Stolz sie in Trapzon auf ihren Verein sind und wie sehr diese Stadt mit Fanartikeln überschwemmt ist, hätte ich wohl dennoch gewartet und mir dort eines erstanden.
Wohin man in Trapzon auch blickt, die Farben dessen Fußballclubs sind allgegenwärtig. Cyan und ein dunkler Magenta Farbton. Bushaltestellen, Parkbänke oder einfach die Menschen mit deren Mützen, Jacken und Schals. Die Stadt ist das komplette Gegenteil zur Resttürkei. Hier existiert nur Trapzonspor. Ich habe nicht einen einzigen Laden gesehen, indem ein Trikot der Clubs aus Istanbul verkauft wurde. Spricht man mit den Menschen, beginnen sie über die reichen und korrupten Vereine vom Bosporus zu schimpfen. Mit all ihrem Reichtum würden sie ihnen die Erfolge streitig machen und so verhindern dass Trapzonspor einen zweiten Stern auf der Brust trägt. Ich sagte schon das die Türken sehr emotional sind, aber es entspricht wohl auch der Wahrheit. Der ehemalige Präsident Fenerbahces sitzt derzeit in Untersuchungshaft weil er Spiele verschoben haben soll, um seinem Verein so die Meisterschaft zu sichern. Die Beweise sind erdrückend. Zweiter in jener Saison wurde Trapzonspor. Aufgrund ihrer Feinschaft zu den Istanbuler Teams hat Trapzon wohl auch die meisten Derbys in der Liga, auch wenn sie dies an der europäischen Grenze möglicherweise anders sehen.
Der Grund der mich dann endgültig überzeugte und Trapzonspor zu meinem Verein in der Türkei machte ist ihr Motto: Bize her yer Trapzon – Für uns ist Trabzon überall.
Aufgrund der schwierigen geografischen Lage Trapzons verlassen viele Einwohner die Stadt im Laufe ihres Lebens, aber stolz wie sie sind tragen sie ihren Verein immer im Herzen. Und zeigen dies auch. Googelt man deren Motto, wird man Bilder von Menschen in Cyan und Magenta aus der ganzen Welt finden. In Istanbul hatten sie vor einiger Zeit ein Trikot Trapzonspors am höchsten Punkt der Bosporusbrücke installiert. Wie auch immer sie überhaupt auf die Brücke gelangt sind. Für mich ist das Motto eine neue Aufgabe, auf meiner Reise in den Osten. Bize her yer Trapzon!
Hast Du dort selbst ein Spiel gesehen?
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