Ruhe vor dem Sturm.
Wenn man an Geisterstädten denkt werden bei den meisten Bilder eines alten Westernschinken vor dem geistigen Auge erscheinen. Eine verlassene Goldgräberstadt irgendwo in der Wüste Nevadas. Halb zerfallende Bretterhäuser und Straßen kreuzende Steppenläufer. Ein einzelner, kauziger und bärtiger alter Mann, der nach Jahren noch immer auf den großen Goldfund hofft, als einziger Bewohner einer von Gott verlassenen Gegend. Ein von Filmen geprägtes Bild. Geisterstädte gibt es weltweit und manchmal können einem sogar Städte mit 60.000 Einwohnern wie solche vorkommen.
Wenn man an Geisterstädten denkt werden bei den meisten Bilder eines alten Westernschinken vor dem geistigen Auge erscheinen. Eine verlassene Goldgräberstadt irgendwo in der Wüste Nevadas. Halb zerfallende Bretterhäuser und Straßen kreuzende Steppenläufer. Ein einzelner, kauziger und bärtiger alter Mann, der nach Jahren noch immer auf den großen Goldfund hofft, als einziger Bewohner einer von Gott verlassenen Gegend. Ein von Filmen geprägtes Bild. Geisterstädte gibt es weltweit und manchmal können einem sogar Städte mit 60.000 Einwohnern wie solche vorkommen.
Ich befinde mich in Kusadasi, eine Küstenstadt in der Nähe von Selcuk. Diese Stadt scheint nur zu existieren weil es Touristen gibt. Doch es ist Winter. Von Touristen weit und breit keine Spur. Tagsüber herrscht an Plätzen wie dem Hafen noch geschäftiges Treiben. Ausflugsboote werden gestrichen, geputzt und für den Ansturm der, mit Kamera und „Lonely Planet“ Büchern bewaffneten, Horden auf Vordermann gebracht. Nachts dagegen wirkt die Stadt wie ausgestorben. Mit Semih, einem türkischen Freund laufe ich durch die Stadt. Kusadasi ist bekannt für seine sogenannte „Bar Street“. Ein Viertel das durchweg aus Nachtklubs und Irisch Pups besteht, doch diese sind aus Kundenmangel alle geschlossen. Defekte Beleuchtungen erzeugen flackerndes Licht. Einzelne Schatten huschen durch die kleinen Nebengassen. Womit verbringen eigentlich die Einwohner ihre Abende? Ich horche in die Stadt, doch die einzigen Geräusche die ich vernehme werden von, in Müllcontainern wühlenden, Katzen erzeugt. Ansonsten ist es still in diesem Viertel. Es fehlen nur noch die Steppenläufer. Semih bringt mich dann in eine Bar etwas außerhalb des Zentrums. Hier wird meine Frage nach den fehlenden Einwohnern beantwortet die dort, Bier und Raki trinkend, der traditionellen türkischen Live Musik lauschen. Nicht jegliches Nachtleben ist eingestellt.
Ortswechsel. Ich besuche Bodrum. Im Sommer beliebt bei Badegästen und Yachtbesitzern, im Winter das gleiche Bild wie in Kusadasi. Eine verwaiste Uferpromenade von der man, völlig alleine, das beeindruckende Lichtermeer der Küste bewundern kann. Ein Yachtviertel an dem Abends, zwischen den sündhaft teuren Läden, nicht nur keine Menschen sondern auch keine Katzen umher streunen. Wie es sich für ein solches Viertel gehört ist es steril sauber und somit für Katzen auch kein Müll zum plündern vorhanden.
In Fethiye angekommen höre ich dann von einer echten Geisterstadt und das weckt mein Interesse. Nach den saisonbedingten nun also eine wirkliche, sehr passend.
Ich mache mich auf den bergigen Weg und erreiche schließlich ein Tal. Am gegenüberliegendem Hang bietet sich mir ein grandioser Anblick. Die von Nebelschwaden eingehüllten Ruinen Kayaköys, einer Kleinstadt in der bis vor knapp 100 Jahren noch 2000 griechische Familien gelebt hatten. Nach dem 1. Weltkrieg, dem Vertrag von Lausanne und dem damit verbunden Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei, mussten die Bewohner Kayaköy verlassen. Seitdem hat sich der Verfall dort breit gemacht und so verteilen sich heute Ruinen von Kirchen, Apotheken und unzähligen Wohnhäusern über den ganzen Hang.
In einem Hostel in Fethiye hatte mir ein Franzose den Tipp gegeben dass man die Eintrittsgebühr umgehen kann. In Kayaköy angekommen merke ich wie leicht es wirklich ist. An jedem Ende der Geisterstadt befindet sich ein Eingang. Verbunden durch die Ruinen am Hang und der Straße die diesen umrundet. Doch dazwischen kein Zaun. Nichts. Ich laufe einfach am Eingang vorbei und etwa in der Mitte biege ich ab und besteige die Ruinen. Es ist schon fast dreist Eintritt zu verlangen aber keinerlei Sicherheitsvorkehrung zu treffen diesen auch einzutreiben. Der einzige der mich dabei beobachtet ist ein Streunender Hund. Ich habe mich an diese gewöhnt aber wer Angst vor Hunden hat sollte um die Türkei einen großen Bogen machen. Sie sind überall und leben wie die Könige. Was die meisten sehr sanftmütig macht. In diesem Moment hilft mir eine weitere positive Eigenschaft dieser Streuner: Sie bellen nicht. Somit werde ich bei meinem Tun auch nicht verraten. Der Hund, ich nenne ihn mal Joe, folgt mir als ich die Ruinen besteige. Da ich nicht den herkömmlichen Weg genommen habe stehe ich aber schnell in einer Sackgasse. Ich drehe um, Joe sitzt vor mir und blickt mich schief an, macht aber keine Anstalten aus dem Weg zu gehen. „Komm geh schon aus dem Weg du siehst doch das ich hier falsch bin.“ Als hätte er mich verstanden macht er kehrt und läuft einen anderen Weg durch die verfallenen Häuser. Dieses mal folge ich ihm und stehe dank Joe schließlich auf einer alten Straße und bin wirklich in der der Ruinenstadt. Joe blickt mich noch kurz an und verschwindet dann zwischen den Häusern.
Auf meiner folgenden Erkundungstour treffe ich nicht eine menschliche Seele. Es ist still in Kayaköy, mir scheint als wäre ich der einzige Besucher. Die zerfallenen und von Pflanzen überwucherten Häuser und das, nicht gerade sonnige, Wetter verbreiten eine etwas gruselige Stimmung. Schließlich finde ich den Weg zum am besten erhaltenen Gebäude des Areals. Der Kirche. Hier treffe ich dann doch Menschen innerhalb von Kayaköy. Zwei alte Türkinnen am Stock. Nach kurzer, aus Verständigungsschwierigkeiten resultierender, gestikulierender Unterhaltung sind sie aber schon wieder verschwunden. Ich beschließe hier eine Pause einzulegen und setze ich mich in den Vorhof der Kirche. Kurz darauf biegt auch Joe ums Eck und setzt sich zu mir. Ich teile meine Wegzehrung mit Ihm. Als Fremdenführer hat er es sich verdient.
Anschließend begleitet er mich wieder ein Stück auf meinem Weg zum höchstgelegenen Platz der Geisterstadt. Einer Kapelle, auf einem Felsen der das gesamte Areal überragt. Von dort oben habe ich einen herrlichen Ausblick auf Kayaköy und die hinter dem Hang liegende Küste. Ich blicke über die Ruinen und denke daran wie sehr es doch die skurrile, etwas gruselige Stimmung zerstört hätte, wäre ich hier im Sommer. Mit massenweise anderen Besuchern. Diese Gedanken stellen dann auch den Schlusspunkt meiner Erkundungstour dar. Auf dem Weg nach unten erblicke ich noch einmal Joe wie er, etwas entfernt, zwischen den Ruinen sitzt und mich mit einem einzelnen Bellen verabschiedet. Ich grüße zurück und verlasse durch einen der offiziellen Ausgänge Kayaköy. Der gelangweilte Pförtner fragt mich nach meinem Ticket. Ich sage ich käme vom anderen Eingang und habe das Ticket in den Ruinen liegengelassen. Er nickt und wünscht mir einen schönen Abend was ich, mit einem etwas schlechten Gewissen, erwidere.
Holla die Fotos sind ja mal richtig geil. Ich wüsst sofort ein paar sau geile Sachen die man da anstellen könnte :)
AntwortenLöschenaber wieso hast du Joe nicht fotografiert?
Danke und, hmm gute frage. habe die kamera halt meist im Rucksack. Und ein Hund ist halt ein Hund, hätte nicht gedacht dass ich ihn zum Protagonisten mache. ;) Es kommt mir aber auch so vor als hätten sich die Hunde hier was von den menschlichen Touriguides abgeschaut. Ist mir jetzt schon öfter so gegangen das sie mitten im Nirgendwo auftauchen und dann ewig neben mir herlaufen.
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