Von Couch zu
Couch durch den Iran. Teil 1
Eines vorweg: aus
den in der Geschichte folgenden Gründen wurden Namen und Orte
geändert oder unkenntlich gemacht...
Die Iranische
Regierung zensiert das Netz. Facebook, geblockt. YouTube, geblockt.
Alle Seiten großer ausländischer Medienunternehmen, geblockt.
Jegliche Blogseiten, geblockt. (Man verzeihe das Wortspiel) Das
Couchsurfing Portal, bester Freund aller Reisender mit knappem
Budget, mehr oder weniger geblockt. Ein Problem das aber nur in
Internetcafés besteht. Auf allen privaten Rechner sind Programme
installiert die die Verbindung zu Servern in den USA, in Deutschland
oder auch in der Antarktis umleiten und so den freien, unzensierten
Internetzugang gewährleisten.
Im Iran herrscht von oben die Anordnung mit Ausländern keinen Kontakt über das normale Maß hinaus zu pflegen. Gerade die junge Iranische Bevölkerung versteht unter normalem Maß aber scheinbar etwas anders als deren Regierung. Nach der Türkei gibt es im Osten hier wohl die größte und aktivste Couchsurfing Gemeinschaft. Während in der Türkei das Portal jedoch oftmals als Dating Website missbraucht wird, lieben die Jungen Iraner das eigentliche Konzept. Reisende Ausländer in deren Haus einzuladen und ihnen Stadt, Region und Kultur näher zubringen. Alles was man dort als Reisender machen muss ist anzugeben dass man sich in einer Region befindet, der Rest geht quasi von selbst. Dennoch ist es mehr oder weniger illegal. Als Reisender kann man des Landes verwiesen werden und die Iraner können große Probleme bekommen sollte die Regierung Wind davon bekommen. Wo immer einschneidende Regeln vorherrschen gibt es junge Menschen denen es Spaß macht diese zu umgehen und ein System damit umso absurder erscheinen lassen. Einer der dies zu seiner persönlichen Passion gemacht hat ist Kamran, eine Iranische Couchsurfing Legende.
Schon bevor wir
auf seiner Couch in einer Wüstenstadt landeten wurde mir bewusst dass Kamran im ganzen Land bekannt ist. Selbst 500 Kilometer entfernt kennen
die Iranischen Couchsurfer diesen Namen. Sie sprechen von ihm als
würden sie am Lagerfeuer eine Geschichte aus vergangenen Zeiten
erzählen. Ein angeblich Verrückter der wirklich jeden in sein Haus
einlädt. Obwohl, dort angekommen, Haus eigentlich das falsche Wort
ist. Er lebt in einem Kellergewölbe und da er es seinen Gästen
freistellt die Wände zu bemalen, gleicht es einer Bahnhofstoilette
mit amüsanten und manchmal etwas schlüpfrigen Zeichnungen und
Sprüchen, in verschiedensten Sprachen. Der Kühlschrank ist außen
bis zum letzten Quadratzentimeter mit Passfotos von Gästen voll
gepflastert und so manch einer entdeckt dort andere Reisende die er
irgendwann auf dem Weg kennenlernte. Zusammen mit verschiedensten
Dekorationsobjekten und einer generellen Unordnung wurde aus Kamrans
Keller im Laufe der Zeit ein Gesamtkunstwerk. Ebenso wie er selbst
eines ist. Am ersten Abend drückt er uns einen Schlüssel in die
Hand, verweist uns an den polnischen Couchsurfer der bereits im
Keller liegt und verabschiedet sich um einen Freund, irgendwo in
einem Wüstenkaff, für ein paar Stunden zu besuchen. Zurück kommt
er am nächsten Vormittag. Die Nacht zuvor verbrachte er in der Zelle
einer Polizeistation, während Polizisten sein Auto auf der Suche
nach Drogen erfolglos auseinander genommen haben. Er ist völlig
übernächtigt und gerädert, hat dabei aber daran gedacht seinen
Gästen Frühstück mitzubringen. Bestehend aus Falafel, Cola und
einigen Rauchutensilien. Um etwas zu schlafen nimmt er zusätzlich
zwei Schlaftabletten. Anstatt müde zu werden bewirken diese aber nur
das er den ganzen Nachmittag völlig absurde, aber durchaus amüsante
Gedanken von sich gibt. Anschließend geht er in die Arbeit in einem
Hotel.
Wir treffen ihn
dort später wieder und er gibt sich völlig seriös. Gut so, denn
wir sind nicht unbeobachtet. Während Kamran uns Cai bringt warnt er uns
vor einem alten Mann der durch das Restaurant schlendert und
Touristen ausfragt. Geheimpolizei. Kurz darauf steht er vor uns.
Lässig gekleidet und mit freundlicher, aufgesetzter Mine. Woher
kommt ihr? Wohnt ihr in diesem Hotel? Welche Städte im Iran habt ihr
besucht? Von unseren kurzen, und nichts aussagenden, Antworten
scheinbar entnervt, zieht er schließlich von dannen. Kurze Zeit
darauf kommt ein junge Frau zu unserem Tisch und beginnt eine
Konversation. Ihre angebliche Schwester sitzt während dessen
lauschend am Tisch nebenan. Nach kurzer Vorstellung erfahren wir das
ihr Vater vor kurzer Zeit gestorben ist. Eine komische Art ein
Gespräch zu beginnen. Unsere unbeholfene Beileidsbekundung wird
regungslos übergangen und nach kurzen einschmeichelnden Smalltalk
werden die Fragen präziser: Woher kommt ihr? Wie lange seit ihr
schon im Iran? In welchem Hotel wohnt ihr? Wo ist dieses (angebliche)
Hotel? - Irgendwie etwas suspekt. Wo geht ihr Essen? Wer ist euer
Tourguide? Warum habt ihr keinen Tourguide? - Schon etwas mehr
suspekt. Ihre Schwester beobachtet das Gespräch und auch der alte
Mann dreht weiterhin seine Runden. Das Protokoll schreitet voran.
Habt ihr eine Kamera? Kann ich eure Fotos sehen, natürlich nur die
von hier? - Sehr suspekt! Zum Glück sind nur typische
Touristenbilder des vorherigen Tages auf der Speicherkarte. Dennoch
wirft sie auf alles einen genauen Blick. Selbst wenn nur irgendwelche
Fremden in die Kamera lachen wird gefragt wer dies denn sei. Wir
schaffen es schließlich die beiden Schwestern loszuwerden. Kurz
darauf verlassen sie zusammen mit dem alten Mann das Hotelrestaurant.
Etwas später kommt die junge Frau nochmals zurück und bittet uns,
angeblich im Auftrag ihrer Schwester, um unsere Telefonnummer. Nichts
liegt uns in diesem Moment ferner als ein Handy zu besitzen.
Wieder in Kamrans
Keller angekommen stoßen noch 2 andere Couchsurfer hinzu und die
ganze Nacht wird getrunken und geraucht. Im Keller befinden sich nur
ein Bett und eine kleine Couch die, kommentarlos, den Frauen
zugestanden werden. Als ich meine Augen zu später Stunde schließe
liegen der Pole, ein Serbe und ich am Boden. Nur Kamran, der noch immer
nicht geschlafen hat, sitzt am Computer und lädt bereits die
nächsten Couchsurfer ein ihn in seinem Keller zu besuchen.
ja holla, klingt sehr halsbrecherisch die ganze Sache. hmmm - wird wohl auch immer stranger die ganze sache!!!
AntwortenLöschenlass dich nicht erw...zensiert...wer weiß wer mitliest
wenn man vor ort ist ist es lustiger als man denkt ;)
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