Ein Kampf gegen Windmühlen.
Die Sache mit der
Reiseroute. Karte betrachten, Punkte setzen und diese mit Linien
verbinden. Es könnte so einfach sein. Will man vom Iran auf dem
Landweg in die nördlichen Länder Zentralasien gelangen stehen einem
dabei nicht allzu viele Möglichkeiten zur Verfügung. Genau genommen ganze
zwei. Die erste wäre durch das, in dieser Region, nicht gerade als
sicher geltende Afghanistan. Die zweite, wenn man die Landkarte
betrachtet auch logischste Variante, ist der Weg durch Turkmenistan.
Doch entscheidet man sich, wie wir, für diesen Weg kann es passieren
dass man sich mit Problemen konfrontiert sieht die man so nicht
vorhergesehen hat und manchmal auch nicht ganz begreifen kann.
In vielen
Reiseführern wird das Land als das Nordkorea Zentralasiens
bezeichnet. Ganz unrecht haben sie damit nicht denn gewisse
Parallelen sind zu erkennen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion
herrschte hier die starke Hand Saparmurat Niyazows. Er war es der
1991 die Zügel des Landes nach der Unabhängigkeit in die Hand
genommen hatte. Kurz darauf hieß er nur noch Turkmenbashi – Führer
der Turkmenen. Um ihn herum wurde ein Personenkult aufgebaut der sich
vor seinen großen Vorbildern, in den Ländern der üblichen
Verdächtigen, nicht verstecken muss. Heroische Standbilder seiner
selbst an jeder Ecke einer Stadt. Sein Slogan: „Volk, Nation,
Turkmenbashi“ mag manchen verdächtig bekannt vorkommen. In den
Schulen gibt es bis heute ein Pflichtfach, in dem die Lehren eines von
Niyazows verfasstem Buch unterrichtet werden. Zusammen mit der
kompletten Abkapslung von der restlichen Welt der wohl beste Weg sich
seine Gesellschaft gleichzuschalten. Nachdem der bis dahin als
unsterblich geltende Niyazow 2006 gestorben war ging die oberste
Machtpostion nahtlos, und ohne große Veränderung, an seinen
ehemaligen Vize Gurbanguly Berdymukhamedov über.
Doch das Land ist reich an Öl und Gasvorkommen und ist daher
eine Diktatur von der im Westen, den guten Wirtschaftsverbindungen
sei Dank, nicht allzu viel Notiz genommen wird. Aufgrund des
Reichtums legt das Land auch keinen großen Wert auf neugierige
Individualtouristen. Es hat sie schlicht und einfach nicht nötig.
Das
Touristenvisum Turkmenistans ist daher für Otto Normal Verbraucher
nahezu unbezahlbar, für jeden einzelnen Tag im Land muss man einen
Führer Unsummen an Dollars bezahlen. Etwas einfacher ist dagegen ein
5 Tage Durchreisevisum mit dem man sich in eben jenen 5 Tagen relativ
frei im Land bewegen darf. Rucksacktouristen die mit diesem Visum
durchs Land reisten berichteten mir von menschenleeren Prachtstraßen
und Plätzen, von protzigen Denkmälern und von Menschen die trotz
des Reichtums des Landes in ärmlichen Verhältnissen leben. Dabei
ist für die Einwohner Turkmenistans Benzin, Wasser und Strom
kostenlos. Mit einem waren sie sich alle einig: Das Land ist skurril,
aber kein einziger wollte nochmals in dieses Land zurück und würde
es nicht empfehlen. Wer es gesehen hat redet sich jedoch leicht. Ich
hätte dieses Land gerade wegen aller vorher beschriebenen Gründen
nur zu gerne mit eigenen Augen gesehen, doch uns traf die, passend
zum Land, noch absurdere willkürliche Bürokratie Turkmenistans.
Gemäß den im
Internet beschrieben Prozess beantragten wir unser Durchreisevisum
ca. 15 Tage vor dem gewünschten Einreisetermin über einen Helfer in
der iranischen Grenzstadt Mashad. Alles kein Problem hieß es, in 10
Tagen könnt ihr nach Mashad kommen und euer Visa abholen. Als wir
dann in Mashad in der Botschaft stehen ist es immer noch kein
Problem. Das Visum ist geprüft, genehmigt und bereit zu Abholung.
Das einzige Problem: Die dafür zuständige Regierungsabteilung
änderte unseren ersten möglichen Einreisetag willkürlich auf den 1
Juni, drei Wochen später als geplant. Obwohl es in unseren
vorliegenden Antragsbogen, auch nach nochmaliger Kontrolle, richtig
angegeben ist. Wir erleutern dem gelangweiltem Beamten dass dieses
Visum für uns Nutzlos ist da unsere Iranischen Visa auslaufen. Und
zudem meine schon vorhandenen Visa für die folgenden Länder
erheblich verkürzt würden. Der Beamte zuckt jedoch nur mit den
Schultern und beteuert dass es nicht in seinen Zuständigkeitsbereich
fallen würde da dies eine Entscheidung der Turkmenischen Regierung
sei.
So einfach wollen
wir uns aber nicht geschlagen geben und starteten einen Anruf beim
Turkmenischen Konsulat in Teheran. Der dortige Konsul scheint
hilfsbereit angesichts unserer Situation. Er telefonierte lautstark
mit der Turkmenischen Regierungsabteilung in Asgabat. Als er auf
dieser Leitung auflegt, wendet er sich wieder an uns und teilte uns
mit dass wir nochmals zur Botschaft in Mashad gehen sollen. Falls
dann immer noch ein Problem besteht müssten wir ihm nur Bescheid
geben. Hoffnungsvoll stehen wir also wieder vor dem
Botschaftsbeamten. Dieser hat nun bereits mit dem Teheraner Konsul
gesprochen und scheint, auf wundersame weise, plötzlich
hilfsbereiter. Er lässt uns wissen das unsere Anträge in Ashgabat
nochmals geprüft würden und wir am Nachmittag wiederkommen sollen.
Es ändert aber
nicht viel, als wir wieder zurückkommen heißt es nur das der Antrag
abgelehnt wurde und sowieso alle Anträge in dieser Zeit auf den auch
uns gestatteten 1 Juni verlegt werden. Wir telefonieren also wieder
mit dem hilfsbereiten Teheraner Konsul. Dieser teilt uns jedoch
kleinlaut mit dass er nun ein Fax der turkmenischen Regierung
erhalten hat, indem ihm bestimmt wurde keine Anträge mit einem
Einreisedatum vor dem ersten Juni mehr anzunehmen und er uns somit
nicht helfen kann. Das war es dann, wir müssen aufgeben. Keine
Möglichkeit in Turkmenistan einzureisen. 3 Wochen warten ist keine
Option. Ebenso wie der Umweg über Afghanistan da dies ebenso einen
etwas langwierigen Visabeantragungsprozess in Teheran bedeutet und es
sich halt doch um Afghanistan handelt. Alles was bleibt ist ein
Kurzstreckenflug über Turkmenistan hinweg nach Taschkent.
Warum uns die
Turkmenische Regierung den Bürokratieknüppel zwischen die Beine
warf ist mir bis heute nicht klar. Eine mehr oder weniger logische
Vermutung lieferte der notorisch gelangweilte Botschaftsbeamte.
Möglicherweise hat jemand in Turkmenistan entschieden dass im Mai
einfach schon zu viele Touristen durchs Land reisten. Und Bürokratie
wird in Absurdistan nun mal hoch geschätzt. Ausnahmen unerwünscht.
Das einzig Positive: der Flug kostete weniger als das Turkmenistan
Visum und die dort veranschlagten Transportkosten.
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