Der Pamir
Highway. Auf den Spuren Marko Polos.
Dushanbe.
Hauptstadt Tadschikistans. Von hier aus startet eine Straße die sich
einmal quer durchs Land zieht und schließlich in der kirgisischen
Stadt Osch endet. Es ist eine Strecke der Superlativen. Bergpässe
die 4500 Höhenmeter überschreiten, gesäumt von 7000ern Gipfeln die
die Tage erheblich verkürzen. Teilstrecken auf denen unzählige
Chinesische Lastwagen das Land versorgen während man auf anderen den
ganzen Tag möglicherweise nur 5 Autos zählt. Mit dem Karakul den
zweit höchst gelegenen Bergsee der Erde. Aber eben auch die
berüchtigste Drogenroute der Welt. Das aus Afghanistan stammende
Heroin und Opium macht sich von hier aus auf den Weg und versorgt
später die halbe westliche Welt. Viele die in Tadschikistan zu
Vermögen gekommen sind haben dabei irgendwie ihre Finger im Spiel.
Der Pamir Highway ist Tadschikistan. Er ist die Lebensader ohne die
das Land einfach nur schwer zugängliches Gebirge wäre.
Im 13.
Jahrhundert durchquerte Marko Polo auf seiner Reise nach China das
Pamir Gebirge. In seinen Tagebüchern beschrieb er diesen Teil seiner
Reise mit folgenden Worten:
„Die Ebene wird Pamir genannt, man durchquert diese in 12 Tagen und findet dabei nichts als eine Wüste ohne Behausungen oder irgendwelche grünen Dinge, Reisende sind daher verpflichtet alles was sie benötigen selbst mitzubringen. Diese Region ist so hoch gelegen und kalt dass man nicht mal fliegende Vögel fliegen sehen kann. Und ich muss ebenso anmerken dass, aufgrund dieser Kälte, Feuer weder so hell brennt, noch die gewöhnte Wärme erzeugt.“
700 Hundert Jahre später bauten die Sowjets dann die erste Straße durch diese Gegend und wieder 80 Jahre später stehe ich mit Polly und einer Gruppe bunt zusammengewürfelter Reisender an der Spitze des Ak-Baital Passes, blicke zurück auf Tadschikistan und erkenne dass der Urvater aller Ostreisenden recht hatte mit der Tatsache dass es dort oben wirklich Schweine kalt ist. Jedoch auch dass der Mann aus Venedig scheinbar schlecht informiert, oder ein Banause war. Oder Blind. Wie hat er es geschafft die wohl beeindruckendsten Naturanblicke Zentral Asiens zu verschweigen? Die traumhaft schönen, türkisblauen Bergseen, allen voran Karakul? Oder die weitläufigen, sehr wohl grünen und von Yaks bevölkerten Weiden im Hochplateau? Die Steinwüsten gibt es stellenweise doch Polo muss einen absurden, menschenfeindlichen Weg genommen haben, hat er nur diese gesehen.
„Die Ebene wird Pamir genannt, man durchquert diese in 12 Tagen und findet dabei nichts als eine Wüste ohne Behausungen oder irgendwelche grünen Dinge, Reisende sind daher verpflichtet alles was sie benötigen selbst mitzubringen. Diese Region ist so hoch gelegen und kalt dass man nicht mal fliegende Vögel fliegen sehen kann. Und ich muss ebenso anmerken dass, aufgrund dieser Kälte, Feuer weder so hell brennt, noch die gewöhnte Wärme erzeugt.“
700 Hundert Jahre später bauten die Sowjets dann die erste Straße durch diese Gegend und wieder 80 Jahre später stehe ich mit Polly und einer Gruppe bunt zusammengewürfelter Reisender an der Spitze des Ak-Baital Passes, blicke zurück auf Tadschikistan und erkenne dass der Urvater aller Ostreisenden recht hatte mit der Tatsache dass es dort oben wirklich Schweine kalt ist. Jedoch auch dass der Mann aus Venedig scheinbar schlecht informiert, oder ein Banause war. Oder Blind. Wie hat er es geschafft die wohl beeindruckendsten Naturanblicke Zentral Asiens zu verschweigen? Die traumhaft schönen, türkisblauen Bergseen, allen voran Karakul? Oder die weitläufigen, sehr wohl grünen und von Yaks bevölkerten Weiden im Hochplateau? Die Steinwüsten gibt es stellenweise doch Polo muss einen absurden, menschenfeindlichen Weg genommen haben, hat er nur diese gesehen.
Die Reisen Marko
Polos waren Pionierarbeit, einfach ist es jedoch bis heute nicht. In
Dushanbe kann es passieren dass man sich früh morgens auf die Suche
nach einem Transportmittel macht und dennoch bis zum späten
Nachmittag wartet bis im Jeep endlich alle Plätze belegt sind und
die Tour der ersten Teilstrecke, ca. 500 km, nach Khorog beginnt. Was
folgt ist eine Fahrt die, in unserem Fall, etwas mehr als einen Tag
(24 Stunden!) dauert. Es wird die Fahrt mit der ich hinsichtlich der
Dauer alle weiteren, folgenden vergleichen werde. 10 Stunden?
Kinderkram! Ebenso wird es eine Fahrt, bei der wir auf einem Bergpass
von einem Bautrupp für 2 Stunden gestoppt werden, da dieser damit
beschäftigt ist einen neue Straße zwischen heruntergestürzten
Felsbrocken freizuschaufeln. Eine Fahrt in der unser Fahrer, nachdem
er seit 30 Stunden nicht geschlafen hat und immer kurz davor steht am
Steuer ein Nickerchen einzulegen, sich irgendwann dazu überreden
lässt für eine Stunde eine Pause einzulegen. Zuvor behauptet er
kontinuierlich, nachdem ihn der Beifahrer mal wieder wachgerüttelt
hat, dass dies unnötig sei da er diese Strecke auch im Schlaf
absolvieren könne. Eine Fahrt bei der wir zwischendurch alle 10
Minuten notgedrungen anhalten müssen da der Motor überhitzt ist und
Wasser nachgefüllt werden muss. All das mitgebrachte Wasser der
Fahrgäste wird verwendet, bis wir schließlich eine rettende
Wasserquelle am Straßenrand erreichen. Eine Fahrt bei der wir
zwischendurch, mitten im Nirgendwo, zwei als Hippster (Punkfrisuren und rosa T-Shirts) gekleidete
Freunde unseres Fahrers treffen die diesem, über beide Ohren
grinsend, einen Opiumbrocken von der Größe eines Tennisballes
präsentieren. Als wir schließlich Khorog erreichen entschließen
wir uns dass nächste Teilstück nach Murgab per Anhalter
zurückzulegen. Anstrengender kann es ja nicht werden.
Es kann. Mit dem
optimistischem Gedanken dass zwischen Khorog und Murgab die einzige
Route verläuft auf der chinesische Lastwagen ihre Waren nach
Tadschikistan bringen stehen wir etwas außerhalb Khorogs an der
letzten Raststelle bevor es ins Hochgebirge geht. Dieses mal sind wir
es die schlecht informiert sind. Die chinesische Grenze ist aufgrund
von Feiertagen zwei Tage geschlossen und die wiederum zwei folgenden
Tage fallen auf ein Wochenende, an dem die Grenze ebenfalls nicht
geöffnet ist. Die Lastwagen samt Fahrer warten somit alle bis
Sonntag bis sie ihre Fahrt fortsetzen. Im Gebirge ist es schließlich
zu kalt um 3 Tage vor verschlossenen Gittern zu verharren. Klingt
logisch, ist für uns aber unerfreulich. Um aufzugeben muss
allerdings schon mehr passieren, wir beschließen es mit normalen
Autos zu versuchen. Es passiert nicht mehr, es passiert: Nichts.
Stundenlang sitzen am Straßenrand. Jede Stunde passieren uns 1-2
Autos, bei denen es sich entweder um Einwohner des nächsten Dorfes
handelt oder um, mit Touristen vollbesetzte, Geländewagen dessen Insassen uns
fröhlich grinsend zuwinken. Immer wieder lehnen wir Einladungen
von verschieden Personen ab die uns, nach kurzem Smalltalk, in die
Kantine des Rasthofes einladen wollen. Wir haben noch Hoffnung dass
wir doch noch eine Mitfahrgelegenheit finden uns dieses
möglicherweise verpassen könnten, würden wir uns nicht an der
Straße aufhalten. Immer mehr entnervt kauen wir auf unserem einzigen
mitgebrachten Proviant herum. Trockenes Fladenbrot. Schließlich
kommt der Gasthofbetreiber zurück, er hatte vorher schon versucht
uns einzuladen, und drückt uns umgerechnet 10 Euro in die Hände mit
denen wir uns gefälligst etwas vernünftiges zu Essen kaufen sollen.
Wir versuchen ihm zu erklären dass wir nicht zu arm sind um uns
etwas zu Essen zu kaufen, doch er unterbindet diesen Versuch mit dem
Satz: „So wird dass hier in Tadschikistan nicht gemacht. Ihr nehmt
dieses Geld und geht jetzt in die Kantine“ Es ist bereits später
Nachmittag, wir haben inzwischen jegliche Hoffnung verloren und
werden zudem von aufkommenden Sandstürmen drangsaliert. Wir ergeben
uns unserem Schicksal und nehmen am nächsten Tag dann doch einen
Geländewagen.
Die Fahrt nach
Murgab selbst wird überraschend angenehm. Die Straße aufs
Hochplateau ist im Vergleich zur vorherigen in gutem Zustand und fast
durchgehend geteert. Oben angekommen sehe ich dann zum ersten mal
weidende Yaks und später auch die von Polo beschriebenen Steinwüsten
in denen dann wirklich kein grün mehr auszumachen ist. Dafür aber
die türkis gefärbten Bergseen, die dieser Region ihr Surreales und
völlig unvergleichliches Aussehen verleihen. Diese Hochebene zieht
sich noch einige Stunden und endet schließlich in Murgab einer etwas
rustikalen Kleinstadt auf über 3600 Metern. An diesem ehemaligen
ehemaligen russischen Militärposten biegen die chinesischen
Lastwagen in Richtung chinesische Grenze ab. Wer von hier aus per
Anhalter jedoch dem Pamir Highway folgen will muss damit rechnen dass
er tagelang wartet. Auch normaler Transport ist schwer oder sehr
teuer da nur wenige Menschen aus Murgab in Richtung Kirgisische
Grenze fahren wollen. Polly und ich haben allerdings Glück dass sich
sich zeitgleich eine Gruppe anderer Rucksacktouristen in Murgab
aufhält und wir somit gemeinsam einen günstigen Transport
organisieren können.
So folgen wir ein
ein letztes Mal dem Pamir Highway; können hierbei dem Fahrer unsere
Stopps für Photos diktieren, verbringen einige Zeit am bezaubernden
See Karakul und überqueren schließlich den Ak-Baital-Pass auf 4655
Metern, bevor es wieder bergab geht und wir schließlich die Grenze
Kirgistans erreichen. Dort wird unserer Auto und Gepäck nur deshalb
nicht auseinandergenommen weil sich der zuständige Kontrolleur mehr
für die russisch sprechende Polly interessiert als für seinen
eigentlichen Beruf. Für diesen fühlen sich dagegen relativ viele
normale „Polizisten“ zuständig, die im gefühlten 2 km Abstand
die Straße nach Osch belagern und jedes mal mit dem Standartpreis
von 4 Dollar bestochen werden. Andernfalls würden sie das Auto zur
nächsten Polizeistation bringen und auf der Suche nach Rauschgift
komplett auseinandernehmen, was die Fahrtzeit um mehrere Stunden
verlängern würde. Der Fahrer fragt noch was man machen würde,
sollte die Polizei in Deutschland ein solches Vorgehen an den Tag
legen. Die Antwort ist einfach und verlangt keine großen Überlegungen:
„Die echte Polizei rufen!“ Doch dies ist Zentralasien.
Staatssysteme die alle nahezu gleich funktionieren. Wenn jemand
erkennt dass er eine Position besitzt mit der er anderen Leuten auf
die Nerven gehen kann hat steigert dies seine Einkünfte. Es
ist allgemein akzeptiert, und kann gewisse Vorgänge sogar extrem
beschleunigen. „Buisness as usual“. Eines ändert sich dagegen
schlagartig nach dem übertreten der Grenze. Die Schroffen, grauen,
Felsformationen Tadschikistans werden von weinroten, mit saftigen
Grün überzogenen, niedrigeren Bergketten abgelöst. Schade dass
Marko Polo diese nicht gesehen hat, es wäre interessant was er hier
verschwiegen hätte.
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